Zieloffene Suchtarbeit

Zieloffene Beratung ist anspruchsvoll. Ohne Ausbildung und Erfahrung kann sie leicht zur „Masche“ werden:

Man stelle sich vor: Jemand kommt zu einem Krebsspezialisten und der schätzt: der Mann überlebt nur mit Chemotherapie. Aber der Mann sagt, nö, das glaubt er nicht, er will es erst mit Homöopathie versuchen. Und darauf erwidert der Arzt: „Ah, das ist ja schön, da haben Sie für sich schon was gefunden, was zu Ihnen paßt! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!“ – und der Arzt hält sich was darauf zu Gute, wie toll akzeptierend und zieloffen er ist. – Ohne therapeutisch angeleitete Zielbesinnung bedeutet Zieloffenheit: die Betroffenen ins offene Messer laufen zu lassen.

Zieloffen darf auch nicht heißen, daß ich wie ein Verkäufer bin, der froh ist, wenn der Kunde mir irgendetwas abkauft – und ich halte die Klappe, obwohl ich persönlich nicht davon überzeugt bin, daß der Kunde damit für seine Zwecke ein gutes Geschäft macht. Das wäre nicht offen sondern verschlagen.

Zieloffen zu beraten bedeutet: die Wünsche meiner Gesprächspartner nachzuvollziehen statt zu werten, mit ihnen offen über die Einschätzung ihrer Potentiale und Chancen zu diskutieren, Zielkonflikte herauszuarbeiten, bei der Erforschung und Bewältigung abstinenzbezogener Ängste zu assistieren, sowie Assistenz anzubieten bei der Entwicklung von Entwürfen persönlicher Zukunft und zukünftiger Persönlichkeit.

Ohne Bereitschaft zur kontroversen Auseinandersetzung ist zieloffene Suchtarbeit Beziehungsverweigerung.