Ambulante Suchttherapie

Sucht kann gut ambulant behandelt werden. – Allerdings nur bei erfahrenen Spezialisten. (Weiterlesen: Fachtherapeuten.) – Wer jahrelang Abhängige ambulant behandelt hat – oder besser: ihnen bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung assistiert hat – weiß, was ambulant „geht“ und was nicht.

Sucht wird immer noch zu oft stationär behandelt.

Immer wieder erleben wir, daß Angehörige, Vorgesetzte, Hausärzte oder Jugendamtmitarbeiter Betroffenen einen Mangel an Motivation und Ernsthaftigkeit unterstellen, wenn sie „nur“ eine ambulante Therapie machen wollen.

Zunächst ist fraglich, ob es wirklich bequemer ist, sich zwei Termine pro Woche über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren „ans Bein zu binden“, statt 3 bis 4 Monate eine Kur zu machen.

Verkannt wird ferner, daß sich Betroffene nicht einfach was wünschen können. Es wird eine Indikation erstellt, dazu sind mehrere eingehende Gespräche nötig und diese Indikation wird von Gutachtern der Kostenträger überprüft.

Die Indikationsstellung beruht auf einer aufwändigen Anamnese, in der Informationen erhoben werden über:

  • die Geschichte und den aktuellen Stand der Suchtentwicklung einschließlich Abstinenzphasen und Erfahrungen mit gescheiterten Kontrollversuchen
  • die gesundheitliche Situation
  • Ressourcen und Potentiale
  • berufliche und private Stabilitätsfaktoren (z.B. Partnerschaft, Familie)
  • Vorstellungen und „Visionen“ vom eigenen Leben

Gleichzeitig wird dabei über den Leidensdruck und das Problembewußtsein gesprochen und den Betroffenen dabei assistiert, ihre bisherigen Erfahrungen mit ihrem Suchtverhalten und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen und Folgen auszuwerten („motivationale Gesprächsführung“).

Die Möglichkeiten und Grenzen der stationären Therapie werden meist nicht bedacht: In drei bis vier Monaten kann auf die funktionalen Aspekte der Sucht  – z.B. Selbst- und Lebenssinnzweifel, Grübelzwänge, Ängste usw. – nur ansatzweise eingegangen werden. Es kann nur ein Grundstein für deren weitere Behandlung gelegt werden.

In der stationären Therapie geht es hauptsächlich um Entwicklung von Problembewußtsein („Krankheitseinsicht“), Willensbildung („Abstinenzmotivation“) und Bewältigung von Risikosituationen (Rückfallprophylaxe). Und der Sinn der stationären Therapie ist es, einen geschützten Raum zur Verfügung zu stellen, der die ersten Schritte in die Abstinenz erleichtert. – Diesen Schutzraum brauchen weit weniger Betroffene, als man früher glaubte.

Aber vor allem: Wir müssen gar nicht von vornherein wissen, ob jemand diesen Schutzraum wirklich braucht. Es ist in den meisten Fällen möglich,  mit ambulanter Behandlung zu beginnen – sozusagen „minimal invasiv“ – und erst dann, wenn sich zeigt, daß es so nicht geht, ein stationäres Intervall einzulegen. – Das hat den Vorteil, daß die Betroffenen dann auch weit motivierter sind, in die Klinik zu gehen, und auch weit informierter – d.h. sie gehen mit genaueren Vorstellungen hin, was sie da wollen.

Nur bei wenigen Betroffenen wäre mit einem ambulanten Beginn ein unvertretbares Risiko verbunden – z.B. bei Betroffenen mit schweren gesundheitlichen Schäden oder in einer schweren depressiven Episode oder einer Erschöpfungsdepression („Burn Out“).

Die stationäre Therapie ist aufwändiger und „einschneidender“ – möglicherweise wirkt sie deshalb auf viele vielversprechender.

Doch auch nach stationärer Therapie gibt es meist noch Rückfälle: Wir Menschen können ein jahrelang eingelebtes Verhalten nicht von heute auf morgen abstellen! Aber wir können uns verändern! Verändern heißt: Neues Verhalten „heranwachsen“ zu lassen. Das geht, aber das dauert.

Deshalb sind stationäre Therapien ohne ambulante Nachbehandlung unzureichend!

Und auch die Weiterbehandlung bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten kann fehlindiziert sein: Viele Abhängige müssen über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren kompetent bei der Auswertung von Rückfallgedanken, Verlangenserlebnissen oder tatsächlichen Rückfällen begleitet werden. Ohne viel Erfahrung in der Arbeit mit Abhängigen ist das nur unzureichend zu leisten. Die Weiterbehandlung in Fachambulanzen ist sicherer.

Die ambulante Therapie hat sich keiner ausgedacht. Sie basiert auf der Beratungsstellenarbeit: Immer schon gab es Betroffene, die eine stationäre Therapie ablehnten und lieber „selbstgestrickt“, mit Selbsthilfegruppen und Beratungsgesprächen erfolgreich einen Weg in die Abstinenz fanden. – Die Erfahrung der Suchtberater mit der Begleitung dieser Abhängigen ging in die ambulante Therapie ein.

(Weiterlesen: Was ist Suchttherapie?)

Fachambulanzen in Berlin  die von Kostenträgern anerkannt sind:

 

PBAM für Alkohol und Medikamentenabhängige

Kokon, für Abhängige von Kokain und anderen Stimulantien

Kibo, für Abhängige von Heroin und anderen Narkotika

Therapieladen, für Cannabisabhängige

Viele Suchtberatungsstellen haben ebenfalls eine Zulassung für ambulante Suchttherapie.